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Natural Farming: Weniger ist mehr

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AUF KAUM EINE PHILOSOPHIE TRIFFT DIESE REDEWENDUNG SO SEHR ZU WIE AUF DAS KONZEPT DES NATURAL FARMING, DAS DER JAPANER MASANOBU FUKUOKA VOR VIER JAHRZEHNTEN INS LEBEN GERUFEN HAT. SEINE THEORIEN SIND HEUTE AKTUELLER UND GEFRAGTER DENN JE.

Mit seinem weissen Rauschebart,

der schwarzen Hornbrille, dem weiten Leinengewand und seinen mandelförmigen Augen, die von zahlreichen kleinen Lachfalten umrahmt sind, erinnert Masanobu Fukuoka an einen geheimnisvollen Zauberer. Und wenn man es genau nimmt, dann war der 2008 verstorbene japanische Landwirt, gelernte Mikrobiologe und Autor des Werks „The One-Straw Revolution“ auch genau das: ein Zauberer, der mit seinem Konzept „der natürlichen Landwirtschaft“ im Laufe seines beinahe 100 Jahre währenden Lebens weltweit Wissenschaftler und Farmer in Staunen versetzt hat.

Die Natur ist in der Lage, sich selbst zu erhalten

Die Natur ist in der Lage, sich selbst zu erhalten

Seine ebenso banale wie geniale These? „Die Natur ist in der Lage, sich selbst zu erhalten.“ Denn es handele sich um ein geschlossenes System, das keiner menschlichen Eingriffe bedürfe. Laut Fukuoka könne man in der Landwirtschaft sogar mit weniger Arbeit und weniger Aufwand bessere und gesündere Ergebnisse erzielen, wenn man die natürlichen Prozesse und das ökologische Gleichgewicht für sich arbeiten ließe. Während wir in der Regel davon ausgehen, dass mehr Produktivität gleichbedeutend mit größeren Erträgen sei, und landwirtschaftliche Betriebe längst zu profitorientierten Hochleistungsbetrieben verkommen sind, stellt Fukuoka mit seiner Natural-Farming-Philosophie die Gesetze der freien Marktwirtschaft auf den Kopf.

Die Natur als Vorbild

Der Biologe machte sich die Kraft der Natur zunutze. Er adaptierte Naturgesetze und kombinierte zum Beispiel gezielt verschiedenste Pflanzen miteinander. So wurde Fukuoka unter anderem durch seine doppelte Fruchtfolge (ohne Pflügen) am gleichen Standort bekannt. Damit tat er so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was seit der fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft üblich ist: Statt auf Monokulturen setzte Fukuoka auf Biodiversität und säte im Wechsel Reis und Wintergerste aus. Statt chemischen Dünger zu verwenden, griff er auf natürlichen Dünger in Form von eiweißhaltigen Tierknochen, Eierschalen, Fischabfällen sowie auf Fallobst, Apfelessig, organischen Hausabfall und auf menschliche und tierische Exkremente zurück.

Besseres Wachstum ohne Düngen

Besseres Wachstum ohne Düngen

Künstlich gedüngte Pflanzen verlieren die Fähigkeit, aus sich selbst heraus zu wachsen. Fukuoka zufolge ist Bodendüngung für den Nährstoffkreislauf der Pflanzen kontraproduktiv, denn Samen, die in natürlicher Umgebung keimen, finden ein reichhaltiges Nahrungsangebot im Boden vor. Sobald sie jedoch auf menschliche Hilfe angewiesen sind, verlieren sie die Fähigkeit, für ihr eigenes Überleben zu sorgen und Abwehrkräfte zu entwickeln. Nach und nach gewöhnen sie sich an den Kunstdünger und ziehen diesen sogar den natürlichen Eiweißquellen vor.

Pflanzen sind wie Menschen

Laut Fukuoka benötigen Pflanzen – genau wie wir Menschen – die richtige Nahrung in jeder Lebensphase, sonst werden sie anfälliger für Schädlinge und hören auf, sich kräftig und gesund zu entwickeln. Auch die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln erübrigt sich: Statt wie in der herkömmlichen Landwirtschaft üblich Pestizide, Herbizide, Fungizide und Insektizide einzusetzen, überließ Fukuoka lieber Mikroorganismen wie Fotosynthesebakterien, Hefepilzen und Milchsäurebakterien die Arbeit.

Der natürliche Feind des Unkrauts

Und für die Unkrauteindämmung behalf er sich mit einem einfachen Trick: Er setzte auf flächendeckend wachsenden Weißklee, der den Boden gleichzeitig mit Stickstoff versorgt. So schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn diese Form der Landwirtschaft soll gleichzeitig auch Bodenerosionen, Überschwemmungen, dem Absinken des Grundwasserspiegels sowie der Verringerung des Sauerstoffs in der Atmosphäre entgegenwirken.

"Das Ziel der Landwirtschaft ist die die Kultivierung und Vollendung der Menschen." Fukuoka betrachtete die Landwirtschaft nicht nur als Mittel zur Herstellung von Nahrungsmitteln, sondern auch als ästhetische oder spirituelle Lebensweise. Eben als ganzheitliches Lebensmodell. Sein Ziel war „die Kultivierung und Vollendung der Menschen“. Und so profitiert nicht nur die Natur davon. Auch die Landwirte machen sich mithilfe der natürlichen Landwirtschaft unabhängig von der Agrarindustrie. Anstatt auf Hightech zu setzen, immer teurere Maschinen anzuschaffen und stetig neue Ressourcen zu verbrauchen, (beob-)achtet Natural Farming Naturgesetze und nutzt die bereits in Hülle und Fülle vorhandenen Geschenke und Werkzeuge der Natur: Sonne, Luft, Wasser, Boden, Wärme, Mikroorganismen und Enzyme.

Niemand hätte sich die Natur ausdenken können

Niemand hätte sich die Natur ausdenken können

Jegliche Lebensform ist in einen hochkomplexen Nährstoffkreislauf eingebunden, in dem Abfallstoffe recycelt und in neue Ressourcen umgewandelt werden. Ausgeklügelte Abläufe, die sich kein Mensch besser hätte ausdenken können.

Natural Farming ist auf dem Vormarsch

Heute, gut 40 Jahre nach Erscheinen von „The One-Straw Revolution“, wird Natural Farming nicht nur in Japan, sondern weltweit, unter anderem in Korea, Malaysia, Singapur, Vietnam, Thailand, in der Mongolei sowie auf den Philippinen praktiziert. Das Prinzip ist für jede Region der Welt anwendbar.

Die Natur hilft sich selbst

Für Greenpeace-Expertin Christiane Huxdorff zählt Fukuoka „zu den fünf Personen, die den ökologischen Landbau am meisten geprägt haben“. Seinen Gedanken, dass die Natur durchaus in der Lage sei, sich selbst zu erhalten, findet die Fachfrau für nachhaltige Landwirtschaft besonders wichtig: „Fukuokas Philosophie reduziert den menschlichen Eingriff auf ein Minimum – ganz im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft, in der selbst das Grün der Kartoffeln kurz vor der Ernte komplett abgespritzt wird, um die Ernte zu vereinfachen.“

Nichts-Tun-Landwirtschaft

Die Greenpeace-Expertin fordert: „Landwirtschaft muss in ihrer Gesamtheit ökologisiert werden. Dazu gehört unter anderem, dass Fleischproduktion und -konsum bis 2050 halbiert werden, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide mehr angewendet werden und dass die Verschwendung und das Wegwerfen von Lebensmitteln drastisch reduziert werden müssen." Im Grunde genommen braucht man nichts weiter zu tun, außer zu säen und zu ernten. Kein Wunder, dass „die Fukuoka-Methode“ nicht nur als „die natürliche Art der Landwirtschaft“, sondern auch als sogenannte „Nichts-Tun-Landwirtschaft“ bekannt wurde. Fazit: Wer nichts (Überflüssiges) tut, wird ernten.

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