Pilze sind wahre Meister der Zersetzung. Sie spalten mit Hilfe von Enzymen nachwachsende pflanzliche Rohstoffe in ihre einzelnen Bestandteile auf. Das bedeutet, dass sich viele Pilze von toter, organischer Biomasse wie z. B. abgestorbenen Bäumen ernähren können. Außerdem beschleunigen Pilze eine Art Upcycling-Prozess: Durch Synthese kombinieren Pilze einzelne Bestandteile der Biomasse und produzieren so neue, andere Biomaterialien. Dabei ist das Ganze auch noch sehr umweltfreundlich: Für die Herstellung von einem Kilogramm Baumwolle benötigt man 10.000 Liter Wasser, für die Herstellung der gleichen Menge Textilien aus Pilzen dagegen nur 100 Liter. Verbundwerkstoffe für den Hausbau, die biotechnologisch aus Pilzen gewonnen werden, produzieren deutlich weniger CO2 als herkömmliche Baumaterialien wie Beton. Und das Beste daran? Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, können die Wände oder Fliesen aus Pilzwerkstoffen einfach auf den Kompost geworfen werden. Vera Meyer ist sich sicher, dass wir bald alle in Häusern aus Pilzsubstanzen leben werden: "Zwar noch nicht heute oder morgen, aber vielleicht in zehn Jahren", sagt sie. Im Moment gibt es aber noch keine geeigneten Produktionsanlagen, um die benötigten Mengen zu verarbeiten.