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Metalheads und veganes Essen

Metalheads und veganes Essen

Deftiger Sound zum Gemüse

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The Ingredient

METALHEADS SIND DIE HÄRTESTEN DER MUSIKSZENE. UND DOCH SOLLEN SICH IN DIESER COMMUNITY MEHR VEGETARIER UND VEGANER TUMMELN ALS IN ANDEREN GENRES. MYTHOS ODER REALITÄT? AUF SPURENSUCHE BEIM LAUTESTEN FESTIVAL DER WELT.

Das größte Metalfestival der Welt

Das größte Metalfestival der Welt

16 Uhr, die Sonne scheint vom mäßig bewölkten Augusthimmel, als die fünf Musiker von Heaven Shall Burn die „Harder Stage“ des Wacken Open Air betreten. Das Meer aus Fans jubelt schon vor Begeisterung. Am Nachmittag des dritten Festivaltags brauchen sie keine Aufwärmphase. Zum lautstarken Mix aus Hardcore­, Death­ und Trash­Metal­Elementen wird Pogo getanzt. Matsch spritzt. Immer wieder entstehen vor der Bühne Moshpits. Gigantische Wirbel aus Körpern, die sich – wie bei einer wochenlang eingeübten Choreographie – plötzlich in zwei Hälften teilen.

"Wall of Death"

Es braucht kein Startsignal des Sängers Marcus Bischo. Wie ferngesteuert stürmen die Kampfeslinien in „Walls of Death“ aufeinander zu und treffen johlend in der Mitte des Infelds aufeinander.

Die Wucht des Aufpralls

Die Wucht des Aufpralls

Die Wucht des Aufpralls zieht weite Kreise und ist für mich, die am äußeren Rand steht, noch spürbar, als der Inner Circle schon wieder headbangt. Bischo grölt sich die Seele aus dem Leib: „We’re fighting to the last, driven by your hate awoken us, no longer we surrender“, und Tausende singen mit. Das ist gewaltig und ein bisschen wie ein Krieg aus Klängen. Unvorstellbar für mich, dass die Combo nach dem Auftritt in der Artist­Area die verbrauchten Kalorien mit einem veganen Snack von Maria Perna ausgleichen könnte.

Sex, Drugs und vegane Crêpes

Sex, Drugs und vegane Crêpes

Die Wackenerin brät hinter den Kulissen des Festivals köstliche Pfannenbrote und Crêpes – auf pflanzlicher Basis, versteht sich –, denn die Thüringer Band ist nur eine von vielen hier, deren Mitglieder vegetarisch oder vegan leben. Dass sich vor der Entwicklerin der Beadonauts­Backmischungen jetzt schon wieder eine Menschenschlange bildet, freut die Newcomerin in der veganen Food­Branche sehr. Ja klar, die Zahl der Veganer steigt weltweit. Aber Heavy Metal, ist das nicht Sex, Drugs und Alkohol?

Wacken-Nacken

Kann man so aggressive Sounds und Texte schreiben, wenn man es eigentlich ablehnt, das Blut von Tieren für ein saftiges Steak vom Grill zu vergießen? „Es gibt unter den Metallern überdurchschnittlich viele Vegetarier und Veganer", sagt Holger Hübner, Geschäftsführer der Festival. So finden mehr als 75.000 hungrige Metal­Fans in diesem Jahr auf dem Gelände neben Bierpilzen, Sau am Spieß, Wacken­Nacken und Burgern eine Vielzahl an Buden mit veganem oder vegetarischem Food.

Seitan-Chicken und Totenschädel

Erstmals ging das Team sogar noch einen Schritt weiter und flog den YouTube-Star Brian Matthew Manowitz aus Los Angeles ein. Der Amerikaner zelebriert in seinen Kochvideos Black Metal und Veganismus auf eine skurrile Art und Weise. Sein Pad-Thai-Video hat mehr als drei Millionen Aufrufe. Im „Foundation Camp“ erkennt man die Wirkungsstätte des Black Metal Vegan Chef schon von Weitem an der Menschentraube, die sich am Eingang des Zelts gebildet hat.

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Blutrote Tunke

Blutrote Tunke

Routiniert bohren sich seine Schwarz lackierten Finger immer wieder in die gräulich-beigefarbene Masse. Mit tief verstellter Stimme erklärt er seine Zutatenauswahl und Zubereitungsschritte. Er scherzt mit dem Publikum, wirft wenig später den vorbereiteten Teig in den mit Eisenstacheln verzierten Kochtopf, verrührt in einer anderen Silberschale Gewürze, Chilisoße und lässt die blutrote Tunke mit diabolischem Grinsen vom Löffel tropfen. Nebenbei erzählt er, wie er zum YouTube-Koch wurde. „Ich wollte möglichst vielen Menschen auf der Welt zeigen, dass es ganz einfach ist, richtig gute Gerichte aus rein pflanzlichen Zutaten zuzubereiten."

Der Hardcore-Cook

Beim näheren Herantreten mischt sich der Duft von gebratenem Gemüse und Knoblauch dazu. Aus den Boxen dröhnt ein satter Industrial-Black-Metal-Mix, den Manowitz selbst produziert. Kunststoff-Totenschädel, Kerzen und Black-Metal-Accessoires sollen in dem schlicht weißen Zelt Atmosphäre schaffen. Fasziniert beobachtet das Publikum das kuriose Schauspiel in der offenen Garküche. Der Hardcore-Cook – lange, schwarz gefärbte Haare, Kettenhemd, Schulterpanzer, genretypisches Corpsepaint – brät Paprika und Zucchini in einer Pfanne an und knetet nebenbei einen Seitanteig.

Daumen hoch

Daumen hoch

Die Show ist nicht so düster und überzogen wie Brians YouTube-Sessions, aber unterhaltsam und lehrreich. Und was ihm am wichtigsten ist: Der Geschmack überzeugt die Zuschauer. Man muss schon fix sein, wenn man etwas von den immer wieder rumkreisenden Kostproben erhaschen will. Auch Johannes, der dank seiner mit Patches übersäten Kutte und dem kahl geschorenen Kopf auf den ersten Blick wie ein tougher Rocker wirkt, hebt strahlend den Daumen nach oben und sieht gleich nicht mehr so finster aus.

Weiche Metaller

Softe Metaller

Der Hamburger ist durch und durch Veganer und kocht seit Jahren Gerichte aus Manowitz’ Videos. „Meine Freunde packen für so ein Wochenende allenfalls Bier, Wurst und Steaks in die Kühltasche. Ich nehme mir immer eine eigene Grundausstattung an Gemüseaufstrichen und anderen pflanzlichen Produkten mit". Metaller, so sagt er, seien ein lebendes Beispiel für den Spruch „harte Schale, weicher Kern“.

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