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Küchengeschichten Italien

Slow Food – Apuliens Meister der Einfachheit

Küchenchef Pietro Zito ist einer der frühesten Botschafter der Slow Food Bewegung. Anstelle von Zutaten, die um die halbe Welt gekarrt werden, verwendet er lokale Produkte, um Gerichte von köstlicher Einfachheit zu zaubern.

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Aus dem Garten auf den Teller

Seine Art des Kochens hat nicht viel mit klassischer Sterneküche zu tun. Statt auf kulinarisches Wettrüsten setzt er auf Bescheidenheit. Pietro Zito macht aus sehr wenig die köstlichsten Gerichte. Und sein kleines Restaurant zu einem Pilgerort der italienischen Slowfood-Bewegung. Ein Besuch beim Meister der spektakulären Einfachheit.

Im Herzen Apuliens,

zehn Kilometer von der Adriaküste entfernt, liegt irgendwo im Nirgendwo das Bauerndorf Montegrosso. Für nichts ist diese Gegend hier berühmt, vielleicht nur für das alte Jagdschloss von Friedrich II., dem Castel del Monte. Die nächstgrößere Stadt heißt Andria, zu deren Verwaltungskreis Montegrosso gehört. Das gesamte Umland von Andria ist gewissermaßen eine einzige Olivenbaumplantage. Wer in die Stadt hineinfährt, den heißt ein Schild mit der Zeile „Die Stadt des Öls“ willkommen. Wer in die Stadt hineinfährt, den heißt ein Schild mit der Zeile „Die Stadt des Öls“ willkommen.

Das „Öl-Stadion“

Sogar das 12.000 Zuschauer fassende Stadion Andrias trägt die Bestimmung der Landschaft in seinem Namen. Es heißt „Stadio dell’Ulivo“ („Öl-Stadion“). An heißen Sommertagen steigt in Apulien das Thermometer auf über 40 °C. Fährt man an einem solchen Tag mit dem Vesparoller von Andria über die alte Landstraße zwischen den Olivenhainen in das 18 Kilometer entfernte Montegrosso hinüber, föhnt einem der heiße Fahrtwind die Tränenflüssigkeit aus den Augen. Jahrzehntelang war Montegrosso bloß ein Bauerndorf, dessen Bewohner hauptsächlich vom Olivenanbau lebten. Besucher aus Andria oder anderen apulischen Städten wie Bari verirrten sich nicht hierher – bis der Koch Pietro Zito 1992 mit der Gründung seines Restaurants „Antichi Sapori“ (dt. antike Küche) Montegrosso auf die kulinarische Landkarte Italiens holte.

„Viele haben mich für verrückt gehalten“

Meine Familie stammt aus Montegrosso. Mein Vater Francesco war Landwirt, meine Mutter Concetta Hausfrau. Zu Hause gab es Orecchiette mit Rapegemüse zu essen, auch Kichererbseneintopf, Pane cotto, Bruschetta mit Tomaten, Salate aus Wildgemüse, gutes Olivenöl, gutes Brot – das sind Gerichte, mit denen ich aufgewachsen bin und die für die Gegend um Andria und Montegrosso berühmt sind. Als ich damals die Osteria eröffnete und genau diese alten Gerichte anbot, haben mich viele für verrückt gehalten. In dieser verlassenen Gegend haben nur Land­wirte gelebt, die zu Hause das Essen aßen, was ich im Restaurant anbot. Genauso gut hätte ich auf Grön­land versuchen können, Eiswürfel zu verkaufen. Inzwischen sind wir auf drei Monate hinaus ausgebucht. Unsere Gäste reisen aus ganz Apulien, um unsere „Küche des Überlebens“ zu probieren.

Über Slow Food

Unser Restaurant ist Teil des Slow-Food-Netzwerks. Die Slow-Food-Bewegung bemüht sich um die Erhaltung der regionalen Kochtraditionen mit heimischen pflanzlichen und tierischen Produkten. In unserer Küche wird deshalb nur verarbeitet, was im Umkreis von rund 20 Kilometern wächst oder hergestellt wird. Dadurch entfallen lange Transportwege – Transport bedeutet immer auch Umweltverschmutzung. Wir werden von lokalen Käsereien beliefert, von Fleischern, Ölherstellern und Weinkellereien. Insgesamt 20 lokale Familienbetriebe arbeiten für uns: Hausfrauen machen handge­machte Orecchiette; Landwirte produzieren frischen Ziegenkäse; Ölbauern stellen unser Olivenöl her. Und: Gemüse, Salate, Früchte und Eier beziehen wir aus dem hauseigenen Gemüsegarten.

„Ich habe eine innige Beziehung zu unserer Landschaft“

Ich bin in Montegrosso geboren und lebe hier mit meiner Frau und unserer sechsjährigen Tochter. Ich habe eine innige Beziehung zu unserer Landschaft und zu den Traditionen der Landwirte: Wenn ich in der „Murgia“ spaziere, dem nahe gelegenen Naturpark, sehe ich nicht nur grünes Respekt Weideland, wie es vielleicht ortsfremde Menschen tun. Ich sehe, dass dieses Land wild wachsenden Löwenzahn, Klatschmohn, Gurkenkraut liefert. Auch Artischocken, Rucola und verschiedene Minzarten wachsen hier. Diese Wildpflanzen nennen wir „Erbe spontanee“. Viele dieser Sorten waren auf den lokalen Märkten in den 90er- und frühen Nuller-Jahren kaum mehr zu haben. Damals verkauften italienische Gemüsehändler Eisbergsalat aus Holland, Tomaten aus Spanien, Radicchio aus Bergamo. Ich habe mich eines Tages gefragt: Welchen Bezug habe ich eigentlich zu diesen Produkten?

„Respekt bedeutet zu verstehen, was die Natur uns bietet.“

Diese Lebensmittel kommen aus Gegenden, die ich nicht wirklich kenne, und aus Gewächshäusern, die ich nicht mag. Der Transport dieser Lebensmittel verursacht zudem Kosten und er verschmutzt die Umwelt. Also habe ich mir damals die Mühe gemacht, mit den Alten aus unserem Dorf durch die „Murgia“ zu ziehen, essbare Wildpflanzen zu suchen, sie zu fotografieren, zu typologisieren, um daraus ein Handbuch zu machen.

Dieses Buch habe ich vielen Gemüsehändlern in unserer Gegend gezeigt. Inzwischen bieten viele von ihnen wieder alte Gemüsesorten und Wildsalate an. Respekt bedeutet für mich also zu kennen und zu verstehen, was die Natur zu welcher Jahreszeit bietet und wie man diese Lebensmittel verarbetet. Wer einen Salat in unserem Restaurant bestellt, bekommt nicht nur einen Teller vitaminreiche Kost serviert. Er erhält zugleich ein Stück Naturgeschichte unseres Landes. Nahrungsmittel sind keine Konsumgüter, sondern das Intimste, was wir Menschen zu uns nehmen, weil wir sie über den Mund in unseren Körper aufnehmen. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Fisch und Meeresfrüchte sucht man vergeblich auf der Karte.

Vor einigen Monaten hat ein guter Freund versucht, ein Fischrestaurant in Montegrosso zu eröffnen. Ich habe zu ihm gesagt: „Das macht für mich keinen Sinn, was du vorhast. Gäste, die Fisch essen wollen, bekommen frischere Ware, wenn sie ins 20 Kilometer entfernte Trani oder Bisceglie fahren. Bei uns in Montegrosso aber sollten sie frische Rape essen, wilde Artischocken, eine würzige Focaccia, Bruschetta mit gesundem Olivenöl aus unserer Gegend. Fische wachsen bei uns nicht an den Bäumen. Was für einen Sinn macht es dann also, Fisch in Montegrosso zu servieren?“ Er hat einige Zeit nachgedacht und dann seine Karte umgeschrieben. Inzwischen wurden acht weitere Osterien in der Gegend um Montegrosso gegründet, die nach einer ähnlichen Idee wie wir arbeiten und so die lokale Wirtschaft antreiben. Ich beziehe nur Weine aus Apulien und der Basilikata, um den örtlichen Weinbauern die Bedeutung zu geben, die sie verdienen. Es sind neue Käsereien, Biohöfe und Kunsthandwerksbetriebe entstanden, auch Schäfer haben sich wieder mit ihrem Vieh bei uns angesiedelt. Für unsere Gerichte benutze ich zudem nur Olivenöl, das aus Andria und Montegrosso stammt. Und was machen Sie, wenn Sie im Ausland auf Kongressen oder Messen eingeladen sind? Ich habe immer zwei, drei Fläschchen eigenes Olivenöl aus Montegrosso im Gepäck dabei.

Wer ist Zito?

Er hat keinen Stern. Dafür aber eine klare Haltung: Fast alles, was in seinem Topf landet, kommt aus seinem Garten. Pietro Zito ist 47 und einer der be­kanntesten Küchenchefs Apuliens. Auf ihrer Tournee durch die Koch­traditionen Europas haben Gastro­kritiker des britischen Magazins „The Guardian“ die Kreationen von Pietro Zito zu einem der zehn denkwürdigsten Menüs erkoren. Zito engagiert sich neben seiner Tätigkeit als Küchenchef in Afrika: Sein Hilfsprojekt „Chefs sans Frontières“ fördert die Gründung von Kochschulen in Äthiopien und im Senegal. Arbeitslose Jugendliche bekommen dort eine Ausbildung zum Koch und werden dazu ermutigt, lokale Strukturen zu nutzen und zu fördern.

Die Null-Kilometer-Küche

Wir sind es gewohnt, alles zu jeder Jahreszeit essen zu können. Gut für uns, schlecht für Klima und Qualität. Slow Food macht Essen wieder regional und saisonal.

Slow Food wurde 1989 in Italien gegründet.

Die Bewegung bemüht sich um die Erhaltung der regionalen Küche mit heimischen pflanzlichen und tierischen Produkten und deren lokale Produktion. Gastronomie nach den Kriterien von Slow Food muss gut, sauber und fair sein, die Produktion von Lebensmitteln regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Inzwischen gibt es Slow Food in mehr als 100 Ländern und hat über 82.000 Mitglieder.

Wo liegt Montegrosso?

Montegrosso ist ein Bauerndorf, das rund 18 Kilometer von der Stadt Andria entfernt liegt. Die apulische Stadt hat 100.000 Einwohner. Montegrosso liegt in der Murgia, einer Hügel- und Landschaftskette, die teils mit Eichenwäldern bedeckt, teils baumlos und kahl ist. Die Abhänge der Hügel bieten im Frühling satte Weiden, die reich an Wildsalaten und Wildgemüsearten sind.

Hirten und Jäger

Seit Urzeiten wandern hier Hirten und Jäger umher. In dieser Naturlandschaft leben auch Wölfe und Wildschweine. Die Murgia verläuft nur wenige Meilen entfernt südostwärts parallel zur Adria. Die höchsten Erhebungen sind die Torre Disperata (686 m), der Monte Caccia (682 m), die Murgia Serraficaia (673 m) und Monte Scorzone (668 m).

Christinas Käespätzle

für 4 Personen

Wintersalat

für 6 Personen

Linsen-Birnen-Ragout mit gebratenem Zander

für 4 personen

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